Ort: Mole am Westhafen (Eingang über Wendehammer Flusskrebssteg / Karpfenweg, 60327 Frankfurt am Main)
Die Talks folgen einem dialogischen Prinzip zwischen Frankfurter Künstler:innen und Gästen aus der kreativen Szene sowie der Wissenschaft. Sie bilden den diskursiven Raum für die Auseinandersetzung mit THIS TOO SHALL PASS von Emeka Ogboh. Drei jeweils 20-minütige Diskussionsrunden wollen Impulse geben, konträre Meinungen beleuchten und Lust machen, sich mit der Arbeit von Emeka Ogboh zu beschäftigen.
Diskutanten:
• Stephan Buchberger, Dramaturg
• Jonathan Hofmann, künstlerischer Leiter der Jungen Kantorei
• Leon Joskowitz, Philosoph, Gärtner
• Susanne Pfeffer, Kunsthistorikerin, Kuratorin, Direktorin Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main
• Hortense Pisano, Kuratorin, Journalistin
• Stefan Hantel aka SHANTEL Musiker, Musikproduzent und DJ
Moderation: Julia Cloot, Musikwissenschaftlerin, Kuratorin Kulturfonds Frankfurt RheinMain
Für die Teilnahme können Sie unter ttsp@freitagsküche.de gerne verbindlich reservieren. Wegen der Abstands- und Hygienevorkehrungen sind die Plätze begrenzt.
Kunst kann und soll Erfahrungsräume öffnen, die dem allgemeinen gesellschaftlichen Diskurs entzogen sind, die aber auf Umwegen durchaus wieder darauf zurückwirken können, meint Stephan Buchberger.
Stephan Buchberger arbeitete zunächst als Buchhändler. Nach dem Abitur auf dem Abendgymnasium studierte er Germanistik und Theaterwissenschaft, gründete das Mutare Musiktheater Ensemble, wurde Assistent der Regisseure Christof Nel, Michael Simon und Peter Mußbach. Ab 1990 entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit mit dem Komponisten und Regisseur Heiner Goebbels, die bis heute anhält. Als dessen Dramaturg und Regie-Mitarbeiter war er bei vielen Produktionen beteiligt, so z. B. bei Surrogate Cities (1994), Schwarz auf Weiß (1996), Eislermaterial (1998), Max Black (1998), Landschaft mit entfernten Verwandten (2002) und Eraritjaritjaka (2004). Von 2012 bis 2014 war er unter der Intendanz von Heiner Goebbels Musikdramaturg bei der Ruhrtriennale. Seit 1994 ist Buchberger als freischaffender Dramaturg und Produktionsleiter tätig, u. a. für Junge Deutsche Philharmonie, Ensemble Modern, Ensemble musikFabrik, Berliner Philharmoniker und in dieser Funktion regelmäßig zu Gast bei internationalen Festivals. Als künstlerischer Produktionsleiter beim Ensemble Modern von 2005 bis 2011 arbeitete er u. a. mit Steve Reich & Beryl Korot, Olga Neuwirth, Benedict Mason, Peter Eötvös, George Benjamin. Von 2016 bis 2021 ist er Leitender Dramaturg der KunstFestSpiele Herrenhausen unter der Intendanz von Ingo Metzmacher.
Singen, so Jonathan Hofmann, zielt vor allem auf eine intensive Darstellung von Wort und Gefühl.
Jonathan Hofmann schloss das Studium der Schulmusik an der Musikhochschule Mainz und Dirigieren bei Winfried Toll an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main ab. Er studierte Klavier bei Heinz Zarbock und Gesang bei Berthold Possemeyer. Einstudierungen und die Leitung zahlreicher Aufführungen von Werken im Bereich der oratorischen und der A-cappella-Musik rundeten seine Ausbildung ab.
2013 gründete Hofmann das RheinMainEnsemble (Mainz), welches bis heute im Rhein-Main-Gebiet zu den gefragtesten Kammerchören gehört. Neben seinem Schwerpunkt für klassische Musik arbeitet Jonathan Hofmann auch im Bereich der Popularmusik und leitet die Formation Soundwerk (Hofheim). Arrangements für Chor, Band und Solisten zeichnen die begeisternden und mitreißenden Veranstaltungen aus. 2014 übernahm Jonathan Hofmann die künstlerische Leitung der Jungen Kantorei in Frankfurt am Main, Marburg und Heidelberg, die heute mit mutigen und innovativen Konzepten für oratorische Musik überzeugt. Die Konzertreihe Junge Kantorei für Junge Ohren geht auf seine Initiative zurück.
Was mich antreibt ist die Frage, wie ein gutes Leben in Gemeinschaft mit Anderen funktionieren kann, sagt Leon Joskowitz.
Leon Joskowitz studierte Philosophie, Soziologie und neuere Geschichte in Freiburg, Lissabon und Berlin. Seinen Abschluss (MA) an der Freien Universität Berlin im Jahr 2009 machte er mit einer Arbeit über die philosophischen Untersuchungen von Friedrich Wilhelm Joseph Schelling zur menschlichen Freiheit. Damit sei das Thema seines Lebens markiert gewesen, so Joskowitz: das Streben nach Freiheit und Selbstständigkeit, im Wirken wie auch Gestalten der Welt. Es folgten zwei Jahre kulinarische Wanderschaft, u. a. bei der Weinlese und Olivenernte, als Hotelkoch und im Käsehandel. 2011 gründete er das Kulinarische Festival Frankfurt und führt es bis heute im Rahmen der Frankfurter Buchmesse durch. Parallel entwickelte er weitere kulinarischer Projekte, wie das Philosophische Dinieren im Museum Angewandte Kunst Frankfurt und einen kulinarischen Kulturtransfer für die Ehrengastländer der Frankfurter Buchmesse. Seit 2018 ist er Gastgeber des Philosophischen Salons der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main. Zurzeit forscht Joskowitz zum Thema Kinderhymne.
Kunst könne verändernd auf die Gesellschaft einwirken, davon ist Susanne Pfeffer überzeugt, sonst würde sie diesen Job nicht machen.
Die engagierte Kunsthistorikerin hat nicht nur über 80 Ausstellungen kuratiert, sie brachte auch in den leitenden Positionen eine reflektierende Sicht auf den Kunstbetrieb ein: als Künstlerische Leiterin des Künstlerhauses Bremen, als Chefkuratorin der Kunst-Werke Berlin, als Direktorin des Fridericianum in Kassel. Susanne Pfeffer kuratierte 2017 den deutschen Beitrag auf der 57. Biennale von Venedig. Sie lud die Frankfurter Künstlerin Anne Imhof ein, eigens für den Deutschen Pavillon die Arbeit Faust zu entwickeln. Der Pavillon wurde als bester nationaler Beitrag mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Mit drei Ausstellungen setzte sie auch 2018 als neue Leiterin des Museum für Moderne Kunst ein Zeichen für politische Kunst. In der in diesem Eröffnungsreigen gezeigten Ausstellung Weil ich nun mal hier lebe präsentierten elf Künstler:innen ihre Sicht auf eine sich ab- und ausgrenzende Gesellschaft und den alltäglich anzutreffenden Rassismus. Emeka Ogboh bot sein Sufferhead genanntes Schwarzbier, das er selbst braute, mit einem ironisch-doppelbödigen Werbespot an.
Why We Need Art Now – der Titel eines Internet-Projektes von Hortense Pisano 2021 fokussiert den Ansporn der Kunsthistorikerin: Es gelte der kulturellen Leere und Gedankenstille entgegenzuwirken, auch über die Pandemie hinaus.
Bei ihrer ersten beruflichen Station im Frankfurter Kunstverein war die studierte Kunsthistorikerin Hortense Pisano neben der Organisation von Ausstellungen und Projekten für die redaktionelle Betreuung der L&S-Künstlermonografien zuständig und arbeitete als Redakteurin für den Verlag. Als freie Kuratorin konzipiert und organsiert Pisano Ausstellungen und Konferenzen, u. a. in Frankfurt am Main, Mannheim, Belgrad, Izmir und Ljubljana. In der Ausstellungsreihe words&sounds im Offenbacher Hafen 2-Kunstraum blickte sie 2013 ein Jahr lang auf das Thema Kunst und Musik der 1990er-Jahre in Deutschland. Regelmäßige Lehraufträge folgten an den Universitäten in Saarbrücken und in Heidelberg, seit 2020 an der Merz-Akademie in Stuttgart. Von 2002 bis 2009 leitete Hortense Pisano das Ressort Kunst für das Journal Frankfurt. Darüber hinaus schreibt sie für die Tageszeitung (taz), die Frankfurter Allgemeine Zeitung, den Mannheimer Morgen, Wiesbadener Kurier, News sowie für die Kunstmagazine monopol, art kaleidoskope und für das artnet. → Webseite
Ich möchte die Dekonstruktion des Begriffs „kulturelle Minderheit“ herbeiführen – mit den Mitteln der Kunst und der Musik, so Stefan Hantel.
Stefan Hantel aka SHANTEL ist ein Ausnahmekünstler mit internationalem Radius. Mehrere weltweit ausgezeichnete Alben, die ein weites Spektrum von Stilen abdecken, hunderte von Konzertauftritten, Festivals und Club-Shows, prägen seit Mitte der 1990er-Jahre das internationale Ansehen des Allround-Electronica-Musikers. Unter der Intendanz von Elisabeth Schweeger produzierte und kuratierte er am schauspielfrankfurt den Bucovina Club und drehte auch hier popkulturelle Klischees auf links. Zum Festakt zur Eröffnung von 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland Anfang 2021 komponierte er ein neues Stück. Mit Kids of the Diaspora, interpretiert von einem internationalen Kreis von Künstler:innen, verbinden sich Elemente jüdischer und südosteuropäischer Musik, zusammen mit der Botschaft: Kulturen fließen zusammen, mischen sich, ergeben etwas Neues. Shantel studierte Grafik Design und Kunstgeschichte u. a. in Paris.
Kultur ist auch ein Lebensmittel, findet Julia Cloot, und zwar gerade in Form der zeitgenössischen Künste, die eine starke Wirkung auf das gesellschaftliche Leben entfalten können.
Die Musik- und Literaturwissenschaftlerin ist seit mehr als zwei Jahrzehnten als Dramaturgin, Autorin, Dozentin und Kulturmanagerin tätig. Seit 2013 ist Julia Cloot Kuratorin und stellvertretende Geschäftsführerin beim Kulturfonds Frankfurt RheinMain, von 2011 bis 2021 Präsidentin der Deutschen Sektion der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik und seit 2016 Vorstandsmitglied im Musikfonds des Bundes. Von ihr kuratierte Projekte waren u. a. das Symposium Expressionismus in den Künsten (2010), die Musiktheaterproduktion MondFinsternis.Asphalt (2010), das Programm Fluxus@Fifty (2012), die Aktion 100 für Cage (2012), die Installationsreihe Klangkunst in Industriekultur (2014/15 und 2021), das Performance-Projekt Transit bewegt RheinMain (2016/17) und Hölderlin2020 mit 60 Veranstaltungen in sieben thematischen Linien. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Neue Musik und ihre Institutionsgeschichte, Konzertformate, Performance und Neues Musiktheater. Sie veröffentlichte drei Bücher und über 100 literatur-, musik- und theaterwissenschaftliche Aufsätze.